Montag, 20. Juli 2009

Zum Blumentritt




Einmal im Jahr steigt in St. Aegyd das Fest der Feste, nämlich das Waldfest der Freiwilligen Feuerwehr. Eva, die alte Bergfexin und Waldfest-Erfahrene, überredete mich sie auf einen Wochenend Trip dorthin zu begleiten.

Die 90-minütige Anfahrt von Wien ist wild romantisch. Denn St. Aegyd liegt mitten in den kleinen Tälern und grünen Bergen des Mostviertels unweit von Göller und Gippel und nur einen Katzensprung von der Steiermark entfernt. Hier ist die Welt noch in Ordnung: Tankstellen sind von 7:00-19:00 geöffnet, mit Lavendel begrünt und die Preistafel wird natürlich händisch beschriftet. Die Straßen sind gesäumt von alten Sommerfrische Häusern, der einen oder anderen Jugendstilvilla, verfallenen Gutshäusern und Herzerl Mitzis Lebkuchen Bäckerei.

Kurz vorm Ziel passiert man Gasthöfe mit so klingenden Namen wie "Altes Weibl", "Kalte Kuchl" und "Stiefsohn" und erreicht schließlich - völlig ausgehungert - den hübschen Gasthof "zum Blumentritt". Dieser wird von 2 Schwestern geführt, die eine in der Küche, die andere bei den Gästen. Die Küchen-Schwester begrüßte uns fröhlich und übernahm den "check-in". Unser Zimmer war einfach und sauber und vom Fenster aus konnten wir die St. Aegyder auf Ihrem Weg zu Waldfest, Kirche und Friedhof beobachten. Damit haben wir uns aber nicht lange aufgehalten, denn der Magen knurrte und wir hatten uns Tags zuvor per Telephonat vergewissert, dass Steinpilze und Eierschwammerl vorrätig sein würden.


Der Blumentritt gehört zu den "Jeunes Restaurateurs d'Europe" und Ulli Hollerer-Reichl kocht wunderbar. In der Egydystube sitzt man äußerst charmant und schön. Der Service ist zuvorkommend und hat den Schalk in den Augen. Beim Lesen der Karte bestätigt sich die Vorfreude und just da beginnt mich mein Magen zu quälen so dass ich schweren Herzens auf die Nachspeise verzichten muss. Steinpilze mit Rucola und Grana schmecken hervorragend und meine Kärntner Kasnudeln können jeder Kärnter Oma das Wasser reichen. Die Fülle der Nudeln ist überraschend weich, was aber nur eine Feststellung sein sollen und mir gut geschmeckt hat.


Zur Nachspeise hätte mich noch die Schokoladenvariation gelockt oder auch ein Minieiscafe (= Espresso + 1 Kugel Vanilleeis + Schlagobers), aber leider leider … der böse Magen.

Macht nix, denn wir wollten schließlich zum Waldfest aufbrechen. 15 Min. zu Fuss aus St. Aegyd hinaus und hinein in den Wald und schon standen da zwischen den Bäumen kleine Standln, eine Bühne mit Lifeband und Tanzfläche und zwischen den Bäumen - wunderhübsch anzusehen - Lichterketten gespannt. Ein bisserl wie in einem kitschigen Film. Trotz Nieselregen, Regenjacke und durchnässten Schuhen hatten wir mit den St. Aegydern und besonders mit Christa vom Blumenwirt und Christian dem tiroler St. Aegyder großen Spaß. Erst nach dem letzten Lied gegen 2 Uhr Früh gaben Eva und ich auf und flüchteten in den Blumentritt auf eine heiße Dusche. Nächstes Jahr ist das Waldfest schon fix in unseren Kalendern eingeplant und davor schaffen wir es hoffentlich nochmal in den Blumentritt.

Zum Blumentritt
3193 St. Aegyd am Neuwalde
www.zumblumentritt.at

1 Kommentar:

zuckerbäcker hat gesagt…

find ich gut, die beschreibung des weges nach st. aegyd "wild romantisch" (und nicht wildromantisch). solche feinheiten sind tolle fundstücke in deinen beschreibungen!