Sonntag, 14. August 2011

Polsterzipf

Der Polsterzipf ist ein Klassiker der Österreichischen Mehlspeisküche. Als ich klein war, gab es beim Heurigen immer als Nachspeise Polsterzipf. Topfenteig mit Ribiselmarmelade. Hmmmmm. Dazwischen kam dann der Niedergang des Polsterzipf: Fertigblätterteig mit Ribiselmarmelade mit möglichst wenig Fruchtanteil und oben einer dicken Staubzuckerschicht. (Wer mich kennt, der weiß, dass ich dicke Staubzuckerschichten überhaupt nicht leiden kann. Ich habe immer das Gefühl, dass diese Schichten nur dem Zweck dienen etwas zu verstecken.)
Gegen Ende der Schulzeit war dann eine Wiener Großbäckerei erstmals auf dem Vormarsch. Dort gab es zu Anfang ein ganz hervorragendes Ribiseltascherl. Das war im Grunde ein riesiger Polsterzipf. Die ersten Jahre war er ganz großartig, aber dann wurde das Rezept geändert und mittlerweile ist er leider nur noch fettig und hat schlimm an Geschmack einbüßen müssen.

Auf die Idee selbst einen Polsterzipf zu backen bin ich erst bei der Greisslerei des Taubenkobel vor einigen Wochen gekommen. Sonntag Abend im Burgenland. Alles hat zu. Da fällt dem Tangoero doch noch die Greisslerei ein. Wir erreichen sie kurz vor der Sperrstunde und können noch zum Servieren einer Krautsuppe und einer Hühnerleberpastete überreden. Die Krautsuppe (herrlich pannonisch, ungarisch, österreichisch) löst in mir einen Haufen an Kindheitserinnerungen und einen schier unbändige Lust auf Polsterzipf aus.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich an den Plachutta gehalten. Das Rezept ist watscheneinfach. Ich finde, dass man die Polsterzipfe möglichst klein machen sollte. Dafür kann man dann ja mehrere essen. Sie sehen so besonders hübsch aus und überhaupt hat man dafür mehr knusprige Ecken.


Polsterzipf
(nach Plachutta: Die gute Küche)
(für 20 kleine Zipfe, Zubereitungszeit: 20 Min. + 1 h Kühlzeit + 15 Min. Backzeit)


125g Butter
125g Topfen, 20 %
125g Mehl, glatt
Ribiselmarmelade (oder auch Preiselbeer oder Marille)
1 Ei, verquirlt
Mehl für die Arbeitsfläche
  • Butter, Topfen und Mehl schnell mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten, in Alufolie wickeln und eine Stunde in den Kühlschrank legen.
  • Arbeitsfläche mit Mehl bestreuen.
  • Teig dünn auswalken, Quadrate von 4 mal 4 cm ausschneiden, ein wenig Marmelade in die Mitte setzen, Ränder ganz wenig mit Wasser bestreichen, zum Dreieck zuklappen.
  • Polsterzipfe auf ein Blech mit Backpapier setzen.
  • Mit einem Pinsel dünn mit Ei bestreichen.
  • 15 Min. bei 200°C backen.
  • Aus dem Rohr nehmen und mit Staubzucker bestreuen.

Donnerstag, 11. August 2011

Vorarlberg 2011

Vorarlberg ist für eine Ost-Österreicherin wie mich quasi das andere Ende der Welt. Der Gedanke nach Paris zu fliegen erscheint mir naheliegender, als nach Vorarlberg zu fahren. - viel zu weit weg. Fakt ist aber auch, dass Vorarlberg wunderschön und ein Bergfex Paradies ist. Die Leute sind irgendwie entspannter als im Osten und sehr herzlich. Ich mag Vorarlberg.

Ich hatte das Glück dort eine Woche zu verbringen und auch wenn die Gegend aus beruflichen Gründen leider nicht ausreichend genießen konnte, so konnte ich doch das kulinarische Vorarlberg ein wenig antesten.

Dornbirn
Restaurant Innauer
Das Restaurant Innauer hätte ich gerne in Wien. Ein stimmiges Bar-Cafe-Restaurant Konzept, ausgesprochen freundliche und geschulte Mitarbeiter, eine kleine und feine Karte, ein bemühter Patron und Innenarchitektur die mich persönlich sehr anspricht. Zum Aperitiv einen Wassermelonen-Melisse-Prosecco: extrem, extrem, extrem gut. Warum bin ich noch nicht selbst draufgekommen?
Zum Gedeck gibt es hausgemachtes Brot und einen Topfen-Senf-Pfeffer Aufstrich. Sehr gut. Als Gruß aus der Küche folgt ein Tabouleh mit Rochen. Auch sehr gut. Ich wähle die Pilzconsommé mit Garnelenpraline. Die Garnelenpraline war perfekt gewürzt. Die Suppe hat mir gut geschmeckt. Der Pilz hätte aber ruhig mehr dominieren dürfen. Zur Hauptspeise dann eine mit Gemüse gefüllte Kohlrabi auf einer unglaublich guten Sauce mit einem Espuma vom Kartoffelpuree. Dieses Hauptgericht war eine Wucht! Zum Dessert dann ein Schokoladenküchlein, Schokomousse und Mini Ganache Nockerl. Mir persönlich nicht kakaoig genug.

Schwarzenberg
Goldener Hirsch

Im Bregenzerwald versteckt sich das idyllische Schwarzenberg. Hier ist die Welt noch in Ordnung und man wähnt sich zwischen all den uralten Schindelhöfen wie in einem Hans-Moser-Film (auch wenn der eher in der Wachau gespielt hat). Auch der Goldene Hirsch ist in einem 250 Jahre alten Schindelhof zu Hause. Man speist in kleinen Stuben und der Boden knarrt wenn man durch den schönen Gang geht.

Die Atmosphäre empfand ich als besonders angenehm, vor allem weil es draußen ohne Unterbrechung schüttete. Beim Essen sei das knusprige Spanferkel und das Lamm Carpaccio hervorgehoben. Beides ausgezeichnet und gut gewürzt. Die Portionen nicht zu groß und nicht zu klein. Wirklich köstlich. Dazu ein Grauburgunder vom Bodensee. Bodenseewein ist ja eher ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Weinkarte. Dieser hat mir sehr gut geschmeckt. Vielleicht also doch mehr Bodenseewein trinken.

Spannferkel mit Grieskartoffelknödeln und Gemüse

Carpaccio vom Lamm


Feldkirch
Restaurant St'Ill
Das Restaurant St'Ill stand ganz oben auf meiner Besuchsliste. Die wunderbare Denise Amann hat doch vor zwei Jahren einfach so ihr "Noi" am Brunnenmarkt zugesperrt. Das war ein schmerzlicher Schlag in die Magengrube, hatte die Gourmetdamenrunde dort doch ihre Gründungssitzung abgehalten und war wiederholt und gerne zurückgekehrt. Aber Denise ist nun mal Vorarlbergerin und wollte in die Heimat. Das Restaurant in Feldkirch ist nun ein richtiges Restaurant mit weißen Tischtüchern und Stoffservietten. Der kleine Gastgarten ist liebevoll gestaltet und ein Ort an dem man sich wohlfühlen kann. Der Service und die Weinberatung übernimmt Denise Freund Denis. Ich komme zum Punkt: das Essen. Wie bereits in Wien das gute hausgemachte Brot. Als Vorspeise ein Karfiol Panna Cotta mit Nektarinen-Felchen-Salat. Köstlich! Danach Mangold-Ziegenkäse-Rollen auf Gemüse. Wunderbar gewürzt und eine extrem angenehme Konsistenz. Da wird auch der Nicht-Vegetarier sehr glücklich. Zum Dessert (eigentlich konnte ich schon nicht mehr) eine Rosmarin Creme Brulee mit Pfirsich Röster. Rosmarin und Creme Brulee gefällt mir sehr gut.

Die Weinbegleitung übrigens besonders nett: als Aperitiv einen Armand Riesling Kabinett vom Reichrat von Buhl aus der Pfalz. 7,7% Alkohol, bei 56g/l Restzucker. Und das schönste an der Sache: der wächst auf weißem und gelben Buntsandstein. Das ist doch mit Abstand der Boden mit dem hübschesten Namen.
Weiter ging es mit einem Glaser Morillon und zum Abschluss einer burgenländischen Beerenauslese vom Syrah von Hartl. Sehr gut.

Karfio Panna Cotta mit Nektarinensalat und Felchen

Bregenz
Restaurant Mangold
Das Restaurant Mangold ist ja schon seit vielen Jahren ein Fixstern am Vorarlberger Gourmet Himmel. Auffällig ist das natürliche, freundliche gut geschulte Team. Vom Lehrling bis zur Chefin alle freundlich, bemüht und nicht gekünstelt. Das ist sehr angenehm. Der Schwerpunkt der Küche liegt auf saisonaler Küche. Wer hier öfter liest, der weiß, dass mir das wichtig ist. Als Gruß aus der Küche servierte man ein Mini-Vitello Tonnato. Hat man schon oft gegessen, aber so gut war das Fleisch selten. Anschließend entscheide ich mich für einen Salat mit Steinpilzen. Sehr gut. Weil der Hunger nicht gewaltig war, nahm ich zur Hauptspeise eine weitere Vorspeise: Octopus Carpaccio mit Kalbskopf. Sensationell! Die Präsentation war schon mal ein Augenschmauß. Das Carpaccio mit etwas Tomate, einigen Mini-Löfferln Creme Fraiche und einem Hauch Trüffelöl garniert. Darunter versteckt hauchdünner Kalbskopf und darauf 4 kleine Würfelchen gebackenes Kalbswangerl. Ich bin nun wirklich kein Kalbskopffan, aber dieser hat mir ausgesprochen gut geschmeckt. Zur Nachspeise noch Sauerrahmeis auf frischen Himbeeren mit einem Hipperl.

Octopus Carpaccio mit Kalbskopf

Konditorei Götze
Weiters ist die Konditorei Götz wie immer sehr zu empfehlen. Ich lehne mich wieder weit aus dem Fenster und behaupte, dass diese die schönste Kuchenvitrine in Österreich hat. Es sieht aus wie im Schlaraffenland. Sicher der Demel in Wien hat auch eine schöne Vitrine, aber bei Götz ist alles wunderbar stimmig. Bei Götz esse ich gerne die Himbeer-Buttermilch Torte, oder den Apfelstrudel oder auch die Germteig Speisen. Sehr gut ist übrigens auch das Konditor Eis.

Torten und Törtchen

Mehlspeisen und Petits Fours

Fredi's Käslädele
Dieses Käsegeschäft zählt wohl zu den Klassikern und bietet eine feine Auswahl an Käsen aus dem Bregenzerwald (es gibt auch einige internationale Käse). Die Mitarbeiterin berät besonders freundlich und sehr zu empfehlen sind die Weckerl, die auf Wunsch bereitet werden. Ich nahm einen Schnittlauchfrischkäse und dazu einen würzigen Bergkäse. Köstlich. Die Beratung ist hervorragend und so weiß ich jetzt, dass der Edelschimmel im Kühlschrank springen kann. Deswegen z.B. einen Camembert nie schlecht verpackt neben einem Appenzeller lagern, sonst könnte den Appenzeller recht bald ein weißer Flaum krönen.

Montag, 1. August 2011

Knusprige Mandelcremes Tartes mit Früchten

Knusper Knusper Knäuschen .... willkommen im Sommerhäuschen.

Die Früchte des Sommer gilt es zu verarbeiten und wer mir erklären kann wie ich Kompott mit gaaaanz wenig Zucker einkochen kann (von der Marille und vom Pfirsich) der möge sich bitte melden. Ich habe es letztes Jahr versucht und da ist alles binnen 2 Monaten verschimmelt. Heuer traue ich mich nicht so recht an die Sache ran. Andererseits würde ich im Winter so gerne verträumt aus einem 2l Glas mein eigenes Marillenkompott löffeln. Also, wie macht man das richtig?

Bis dahin verarbeite ich die herrlichen Früchte zu Knuspertartes. Das Rezept habe ich aus "Jetzt können die Gäste kommen" von Bernadette Wörndl. Diese kocht ja schon seit ein paar Jahren ganz fantastisch bei Babettes in der Schleifmühlgasse. Das Kochbuch finde ich sehr gelungen. Viele spannende Rezepte, keine freakigen Zutaten. Ein Wohlfühl-Kochbuch. Diese Knuspertarte habe ich schon im Babettes gegessen. Der Teig ist eine Mischung aus Mürb- und Blätterteig und ganz schnell gemacht. Die Mandelcreme gibt dem Obst noch einen edlen Touch. Ja, und als Obst kann man verwenden was der Garten gerade so hergibt. Ich habe Marillen, Zwetschken und Kriacherln verwendet.


Knusprige Mandelcreme-Tartes mit Früchten
(für 6 Minis oder 1 große Tarte, Zubereitungszeit: 25 Minuten)

Teig:
200g Mehl, glatt
2 EL Zucker
Salz
100g Butter, kalt
  • Mehl, Zucker und Salz in einer Schüssel verrühren.
  • Kalte Butter in Würfeln grob einarbeiten. (es sollen noch Butterstücke sichtbar sein)
  • 50 Milliliter kaltes Wasser hinzufügen und rasch zu einer Kugel drücken (nicht kneten).
  • Teig in 6 Portionen teilen, jede flach drücken und in Frischhaltefolie wickeln und im Kühlschrank rasten lassen.

Belag:
500g Obst
100g Butter
feiner Zucker
  • Obst in Spalten schneiden.
  • Butter in einem kleinen Topf schmelzen.

Mandelcreme:
100g Mandeln (ich gehobelte)
100g Zucker (ich Staubzucker)
100g Butter
1 Ei

  • Mandelsplitter in einer Pfanne rösten bis sie duften. Dann abkühlen lassen.
  • Mandelsplitter und Zucker mischen und mit dem Stabmixer fein mahlen.
  • Butter dazugeben und die Masse fein mixen.
  • Ei untermengen.

  • Teig aus dem Kühlschrank nehmen und jeweils 2-3mm dick ausrollen.
  • Auf ein Backblech mit Backpapier legen.
  • Mit Mandelcreme bestreichen, mit Obst belegen und den Rand einschlagen.
  • Mit geschmolzener Butter besreichen und mit etwas Zucker bestreuen.
  • Tartes im Backrohr bei 180°C in ca. 10-15 Minuten goldbraun backen.