Donnerstag, 15. April 2010

Libanon

Der Libanon wird als Reiseland wenig in Erwägung gezogen wird. Bürgerkrieg von 1975-1990 und Zedern Revolution 2005/2006 schrecken ab. Sosehr, dass mich der Mitarbeiter des Reisebüros in dem ich meine Reiseversicherung abgeschlossen habe gefragt hat: Libanon, was wollen sie denn dort?

Ja, was wollte ich dort? Kazi besuchen natürlich und die Möglichkeit nutzen mir selbst ein Bild zu machen von einer Region von der man viel in den Medien hört/sieht/liest.

Nach 3 viel zu kurzen Tagen kann ich folgendes berichten: Orient trifft Okzident. Beirut, das ehemalige Paris des Nahen Ostens, ist eine pulsierende Stadt der Gegensätze. Hier leben verschiedenste Glaubensgruppen. Manche Stadtteile sind deutlich durch einzelne Glaubensgruppen geprägt (wie etwas das christliche Achrafieh). In anderen Bezirken, wie z.B. im muslimisch geprägten Hamra oder auch am beneidenswert schönen Uni Campus, sieht man die Gruppen bunt gemischt was vor allem bei den Frauen offensichtlich ist. Da laufen Miniröcke und auffallend aufregende Dekolletés neben Verschleierung.

Das europäische Auge erfreuen historische Gebäude im Stil der italienischen Renaissance. Infolge der Wohnraumproblematik reihen sich entlang der Autobahnen, die die Stadt durchkreuzen hohe Wohnhäuser in Betonoptik. Gebäude der vergangenen 10 Jahre beeindrucken mit wunderschöner Architektur und auch die Mehrfamilienhäuser der 60er und 70er Jahre im französischen Stil dieser Zeit haben einen eigenen Charme. In Folge der Zedern Revolution und des Bürgerkriegs weisen viele Gebäude Einschüsse auf und besonders die Ruine des Holiday Inn erinnert mit metergroßen Einschusslöchern an die Angriffe von 2005/2006. Einschlusslöcher nimmt man aber nur Anfangs war, man gewöhnt sich daran und bekommt ein Auge für die Schönheit der Stadt. Was sonst noch zu Beirut zu sagen ist: das Verkehrsgeschehen ist kreativ und Gesetze die es Regeln sollten, werden eher als Empfehlung gewertet und dementsprechend beachtet. Die Menschen begegnen einem mit orientalischer, teils überschwänglicher Freundlichkeit. Das Nachtleben pulsiert und kann sich mit jeder europäischen Stadt messen.

In einem Land, das so groß wie das österreichische Bundesland Kärnten ist, kann man in 2 Tagen so einiges besichtigen. Die kulturellen Stätten sind wunderbar renoviert und sehr empfehlenswert.

Jetzt wird der geneigte Leser sich wahrscheinlich denken "Alles schön und gut, aber das ist ein Kochblog, wo bleiben die kulinarischen Aspekte". Das Problem ist, dass bekannterweise die gesamte Region des Levante meine kulinarische Lieblingsregion ist. Ich könnte also Stundenlang darüber berichten. Am bekanntesten sind wohl die Mezze (Vorspeisen). Es werden viele verschiedene Mezze auf den Tisch gestellt und alle greifen nach Lust und Laune zu. Gängig sind unter anderem Tabbouleh (Petersiliensalat), Baba Ganoush (gerösteter Melanzani Salat) und gefüllte Weinblätter. Auf der Straße werden an jeder Ecke gefüllte Teigtaschen und Teigfladen verkauft. Die Teigfladen werden mit der Gewürzmischung Zaa'tar bestrichen, die aus Thymian, Sumac und Sesam besteht. Ja, und dann gibt es noch die berühmten Süßspeisen: Honig, Nüsse, Rosen- und Orangenblütenwasser sind die wichtigsten Zutaten und werden immer neu und verführerisch kombiniert. Nur leider, ist der Zuckerschock bereits nach einem Stück groß und man kann nie so viele essen wie man gerne würde. Wunderbar ist auch der libanesische Café, der wie der türkische Café in kleinen Tassen genossen wird und einen dicken Satz am Boden hinterlässt.

Ich gehe hier bewusst auf viele Probleme des Landes und auch der Region nicht ein, denn diese werden anderswo ausreichend intensiv diskutiert. Meine klare Nachricht ist: Libanon ist ein wundervolles, reisetechnisch unendlich unterschätztes Land. Diese Region steht nicht nur für Konflikte, sondern auch für warmherzige Menschen, kulturelles und kulinarisches Erbe, Kunst und Natur.

Herzlichen Dank an Kazi und George für ein tolles Wochenende!

der Verkehr macht nicht nur Touristen wild


Beit ad Dine

Qala'at al Bahr (Seeburg) in Saida

Essensstand im Souk von Saida

unwiderstehliche Süßigkeiten

Brot, das man wie eine Handtasche umhängen kann

Frische Mandeln

Weinblätter

Catch of the day

... dem sollte man nicht im Meer begegnen

Mezze Tafel

Wasserspender (man gießt sich das Wasser in hohem Bogen in den Mund)

getrocknete Kartoffelchips zum zu Hause Frittieren

soooo gut: libanesische Crepes mit speziellem Frischkäse, Pistazien und Rosensirup


Mosaik in "Beit ad Dine"


Verziehrungen in "Beit ad Dine"

Beirut

Beirut

Holiday Inn

Deir al Qamar

ohne Worte

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