Mittwoch, 2. Februar 2011

München

Mitte Jänner habe ich eine Woche im schönen München verbracht. Wie daheim, und doch im Ausland. Hier nun einige kulinarische Notizen.

Muenchen72
Very, very gemütlich. Und wieder beneide ich die Deutschen für ihr Kneipentum. Sowas gibt es in Österreich nicht. Kleines Lokal, eingerichtet mit Gegenständen von der Olymipade 1972; kleine, feine Speisekarte; kleine, feine Getränkekarte, besonders nettes Service und das beste? Jeden Sonntag kann man dort gemeinsam mit anderen Gästen Tatort schauen. Und das ist sehr gemütlich. Gegessen haben wir: einen sehr guten Salat mit Ziegenkäse, der aus unterschiedlichen Blattsalaten, Rohkost, Maracuja und einem sehr guten Dressing bestand. Als Hauptgang hausgemachte Gnocchi mit Salbeibutter, die Gnocchi interessanterweise herausgebraten. Ungewöhnlich. Schmeckt gut. Und die Nachspeise? ... wird sich der erfahrene Blogleser fragen, der doch weiß, dass ich Desserts über alles liebe: Tja, die wunderbaren Waffeln mit Weichseln, Eis und Schlagobers waren zu meinem großen Bedauern aus.








Prinz Myshkin
Endlich einer der beweist, dass vegetarisches Essen nicht immer gesund, trocken und schwer verdaulich sein muss. Und, dass man als Vegetarier auch "in" sein kann. Ein internationales Lokal mit großer Karte, das für jeden Geschmack etwas bietet. Unter anderem Pizza bei der man zwischen zwei unterschiedlichen Teigen wählen kann. Das großzügige Lokal mit gaaaanz hohen Decken ist reduziert eingerichtet. Hingucker sind die moderne Beleuchtung und die genialen Blumenbouquets (tolle Rosen und Lilien ... feudal).
Wir teilten eine Vorspeisenvariation, die mit vielen unterschiedlichen Aromen und Geschmäckern erfreute. Danach für mich ein großer karibischer Salat, der für meinen Geschmack nicht ganz ausgewogen war. Die Begleitung entschied sich für Samosa mit Tomaten Chutney und das war richtig gut. Zur Nachspeise eine Walnuss-Toffee-Tarte, die eigentlich verboten gehört, weil so gut und eine Mango Mascarpone Creme.


coole Beleuchtung und Olivenbaum im Lokal



Yum
Angeblich der beste Thai Münchens. Naja. Das Ambiente ist wirklich schön und der Service freundlich und flink. Das Essen hat mich aber nicht so sehr vom Hocker gehauen. Sehr lecker war jedenfalls der Sticky Rice mit frischer Mango zur Nachspeise.

Acquarello
Ein Michelin Stern und angeblich der beste Italiener Deutschlands. Gleich vorweg: Günstig ist der Spaß nicht. Aber jeden Cent wert. Ausgesucht freundlicher Service, fantastische Speisen und immer wieder schöne Details. Im Rahmen des Acquarello Klassikmenüs probierten wir 7 Gänge.

Vitello Tonnato

Los ging es mit einem sehr feinen Vitello Tonnato. Sehr schön angerichtet, das Fleisch ganz zart und die Sauce nicht zu fett. Es folgten weitere 6 Gänge, die ich hier leider nur kurz streifen kann. Der in 3 Nudeln angerichtete Ochsenschwanz war sensationell! Die mit Walnuss Ricotta gefüllten Ravioli bestanden aus hauchdünnem Nudelteig und waren mit einer unglaublich luftigen Parmesan Zabaione überzogen. Jakobsmuscheln und Rochen waren jeweils genial. Die kleine Scheibe vom Braten ein weiteres Highlight. So mürbe und eine derartig dichte und aromatische Sauce. Köstlich.

Ochsenschwanz gut versteckt

Zum Abschluss Eukalyptus-Gelee mit Apfelragout, Apfelespuma und Apfel-Koriander Sorbet. Das Dessert fand ich wirklich fein, habe aber zu bemängeln, dass tierische Gelatine verwendet wurde und deren Eigengeschmack etwas unvorteilhaft hervorstach.

besagtes Dessert

Und für verspielte Menschen wie mich noch das Highlight: Zum Café gab es ein Wägelchen auf dem diverse Süßigkeiten in altmodischen Glasgefäßen aufgebaut waren aus denen man wählen konnten. Macarons, Pralinen, Kekse. Das lässt das kindliche Herz in mir gleich höher schlagen.

bisserl wie im Zuckerlgeschäft


und zum Abschluss noch Weisse Minzschokolade

Idas Milchladen
Ida, ach Ida, wie werde ich dich vermissen! Ich logierte im MotelOne, einer Budget Kette, die ich wirklich wirklich empfehlen kann. Gegenüber fand sich besagter Milchladen. Ein kleines Geschäft in dem man gefüllte Weckerl, diverse Salate und köstlichen Milchreis, Fruchtquark und sardisches Joghurt kaufen kann. Dann noch einige Quichevarianten und Getränke. Idas Köstlichkeiten haben mich jeden Tag gerettet und ich weiß noch nicht wie ich es in Zukunft ohne täglichen Milchreis mit Weichseln aushalten soll. Ida ist serviceorientiert: sperrt früh auf, die Damen sind besonders freundlich, man wird rasch bedient. Ida ist ein heißer Tipp!



Speisen im Boardrestaurant von ÖBB und DB
Bekannterweise reise ich gerne per Bahn. (Vorteile liegen klar auf der Hand: Transport von/nach Stadtzentrum, mehr Beinfreiheit, Bewegungsmöglichkeiten, keine lästigen und zeitraubenden Kontrollen). Auch diverse Winterdebakel der Deutschen Bahn können mich nicht abschrecken. Und so habe ich auch auf dieser Reise die Bahn von Hannover nach München (DB ICE) und von München nach Wien (ÖBB Railjet) genutzt.

Beide Boardrestaurants überraschen mit einer ansprechenden Weinkarte, die deutsche und österreichische, aber auch internationale Weine bietet. Die Beilagensalate bei beiden Unternehmen fand ich nicht überragend, aber doch recht ansprechend. Die Schwammerlnudeln bei der Deutschen Bahn weckten Kindheitserinnerungen, waren mit Sicherheit keine Haute Cuisine, aber doch sehr annehmbar. Der Käseteller war recht vielseitig und international, es fanden sich aber einige Käse mehrmals auf dem Teller (der Rest war wohl ausgegangen). Der Schokoladenkuchen (lauwarm und sehr schokoladig) war eine leicht industrielle, aber dennoch positive Überraschung. Für ausgelaugte Geschäftsreisende eine Bombe voller Glückshormone.

Bei der OEBB entschied ich mich für Pinzgauer Kasnockerln und unterstelle der Bahn, dass es sich um ein qualitativ minderwertiges Mikrowellenprodukt handelt. So waren es keine Nockerl, sondern ein zusammenklebender riesiger Nocken/Teigkugel/Magenterrorismus. Auch bot der Speisewagen der DB etwas mehr Flair und z.B. weiße Tischtücher. Die OEBB setzen mehr auf nüchternen Industrie Charme (viel Plastik und Metall). Auch kann man bei der ÖBB einander nicht gegenüber sitzen, sondern nur nebeneinander, was spätestens bei der Nachspeise für Nackenstarre sorgt und insgesamt nicht ganz zum sexy Image des Railjets passt.

Trotz einiger Makel möchte ich jedem ans Herz legen gelegentlich im Speisewagen durch Europa zu flitzen. Denn beim Zugfahren ist es ein wenig wie beim Wandern .... die Seele kann Schritt halten.

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