Fast schon eine Tradition: Zum dritten Mal haben wir einige sehr schöne Tage am südlichsten Zipfel der Steiermark verbracht. Ach, wie ist das schön, wenn man an
Graz vorbei ist und nach ca. 20 Minuten Fahrt die Hügel so richtig hügelig werden. Ein Hügel reiht sich an den nächsten, in einem Tal hängen ein paar
Wölkchen, im nächsten nicht. Dazwischen verträumte Orte (manche auch touristischer), Häuser die unter
überbordenden Blumenkästen förmlich unterzugehen scheinen,
Buschenschenken, Weingüter, Obstbaumgärten.

Blick über Tunauberg (Quelle: PuresLeben.at)Aus Erfahrung wissen wir, dass es wichtig ist, dass man hier eine Unterkunft mit Koch- und Kühlmöglichkeit wählt. Sonst kann man die ganzen
Köstlichkeiten, die sich am Weges- und Straßenrand aufsammeln lassen gar nicht genießen. Diesmal haben wir bei
PuresLeben logiert. Eine Unterkunft, die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann. Ein durchdachtes Konzept mit Liebe zum Detail, zu Qualität, zu
Regionalität. Für Gäste die Ruhe und ein perfektes "
ZuHause" suchen.
Die inkludierte Hängematte die zwischen den Zwetschgenbäumen gespannt war konnten wir infolge gewaltiger Regenfälle leider nur am Anfang des Urlaubs nützen. Den
Grill haben wir - Wettergott sei Dank - unter einem riesigen Doppel(!!) Regenbogen eingeweiht.
Das
Grillgut haben wir natürlich bei der Fleischerei
Hasewend in
Eibiswald ausgesucht. Dort haben wir vor zwei Jahren sehr schön gewohnt und den Fleischer ins Herz geschlossen. Kein unpersönlicher Riesenbetrieb, sondern ein Meisterbetrieb, wo geschlachtet wird und der Fleischer die Bauern kennt. Meister
Hasewend informiert bescheiden über seine Produkte und man ist richtig traurig, dass es solche Fleischer nur noch so selten gibt. Das Kübelfleisch wird zum Beispiel nach einer alten Methode hergestellt.
Geselcht und dann in Schmalz konserviert. So wurde früher, in der
Pre-Kühlschrank-Zeit, haltbar gemacht. Kübelfleisch braucht einen Monat bis es
genussbereit ist. Und nur am Rand erwähnt der Meister, dass heute Gewürze und andere Stoffe in das Fleisch geimpft werden und so der Schinken innerhalb von 24h im Regal liegt.
Turbo-Schinken nennt er das. Ich fühle mich richtig stolz, als ich mit dem langsamen Kübelfleisch das Geschäft verlasse. Stolz auf Langsamkeit ... das ist so selten heute.
Steirisches Kübelfleisch (Quelle: Hasewend.at)Natürlich haben wir auch Weingüter besucht und uns sehr gefreut die Herrn
Gross und
Muster persönlich anzutreffen. Für einen
Sauvignon Freund wie mich ist die Südsteiermark ein nicht versiegen wollender
Quell der Freude. Bei Muster haben wir noch ein
Flascherl Williamsbirne mitgenommen. Mit Abstand der beste den ich seit langem probiert habe!
Die Weineinkäufe haben wir noch nicht angerührt und uns stattdessen ausschließlich am
Isabella Frizzante von
Silly erfreut. Ich bin ja von einer ganz bösen Sucht nach
Isabella Trauben befallen und kann diese betörend nach Erdbeere duftende Traube - eigentlich wie ein
Trüffelschweinchen - überall aufstöbern. Nichts ist schöner als in der Nähe eines reifen
Isabella Rebstocks zu lesen. Dieser Duft! Unanständig. (in der
Toscana habe ich sie letztes Jahr übrigens als
Uva Fragola wiedergefunden)
Isabella ist als Direktträger umstritten und gehört vielleicht nicht zu den "großen" Weinen, aber sicher zu den zugänglichsten. Der
Frizzante von
Isabella Trauben ist ein traumhaftes Sommergetränk.
Beerige Sommerträume im Glas.
Am Rande seien auch noch diese großartigen
Sommerzucchini erwähnt. Wiedermal ein Beispiel dafür, dass richtig gutes Gemüse und einfach Gemüse zwei verschiedene Hüte sind. Diese
Zucchini schmeckte so unglaublich nach
Zucchini, dass sogar der
Tangoero nach mehr
Zucchini verlangte. Die
Zucchini wurde übrigens nur in
fingerdicke Scheiben geschnitten und mit Zitronenschalen, Pfeffer und ein wenig Knoblauch in Öl mariniert. Kurz gegrillt. Gesalzen. Fertig.
Und weil die Südsteiermark nicht nur aus Wein besteht, sei auch noch diese fabelhafte Mostschänke erwähnt. Die Panoramaschenke
Tertinek bietet zuerst mal ein großartiges Panorama. So eines das man
ehrfürchtig ansieht und sich denkt, dass man sich den Anblick auf ewig merken sollte. (was man dann nicht tut, und man weiß es schon jetzt, und das macht einen ein
bisserl traurig). Nachdem man sich also an diesem Anblick erfreut hat, stapft man die letzten 30 Meter zur Schenke hoch und geht noch nicht hinein. Nein! Denn zuerst muss man zum Kleintiergehege, wo ein Esel (Felix, Achtung (!) er isst gerne Regenjacken) und mehrere Ziegen ein wirklich sensationelles Schauspiel abziehen. Hat man das alles gesehen, dann kann man endlich in die Schenke gehen. Es handelt sich um eine recht klassische Schenke. Sehr ordentlich. Die Familie die sie betreibt ist besonders nett und die Speisen sind besonders gut. Hier gibt es keinen Wein, sondern Apfelmost. Und der Most (
vergorener Apfelsaft) ist besonders gut. Am besten ist er als Most-
Bärli, das ist ein
gespritzer Most mit einem Schuss
Brombeersirup.
Pfui, wird der Leser sagen. Aber wenn er es ausprobiert hat, dann wird er es auch ganz toll finden.
Weiters bäckt die Herrin des Hauses unglaublich gute
Germgebäcke. Wir haben die
Buchteln und die Nussschnecken probiert.
Aiaiai, unglaublich gut. Wie früher. Die
Nussschnecken sind wie ein
Kärtner Reindling gemacht und nicht zu süß und so saftig und
germig. Ja, da habe ich mir gleich zwei für die Fahrt mitgenommen. (und der Tangoero hat immerzu gesagt: frag sie doch nach dem Rezept! - weil meine Buchteln nie nie nie soooo gut schmecken. das hat er natürlich nicht so gesagt und vielleicht auch nicht gedacht. aber ich sage es euch, liebe Leser: er hat recht.)
So genug
geschwärmt von der Südsteiermark. Ich
freu mich schon aufs nächste Jahr.